Lotta Lundberg
Biographie

Lotta Lundberg, geboren 1961 in Uppsala in Schweden, lebt seit 2004 in Berlin, schreibt Romane, Kritiken und Glossen für das Feuilleton schwedischer Zeitungen.

Nach dem Abitur lernte Lotta Lundberg Deutsch in Wien und lebte lange Zeit in Irland. Lundberg studierte in Uppsala Politologie und Germanistik. Sie finanzierte ihr Studium als Touristenführerin, indem sie schwedische und amerikanische Reisegruppen hinter den Eisernen Vorhang nach Prag, Budapest, Dresden und Ostberlin begleitete.

Zehn Jahre arbeitete sie als Lehrerin in der Oberschule, bis sie sich als Schriftstellerin selbständig machte. Lundberg war drei Jahre Vorsitzende des Frauenhauses in Uppsala.

Werke

Wiederkehrende Motive in Lundbergs Werk sind Fragen nach Identität und Würde, Normalität und gesellschaftlichen Tabus. Sie erzählt von ethischen Konflikten, ohne ihren Lesern einfache Lösungen anzubieten.

1998 erscheint ihr literarisches Debüt Låta sig hända (Lässt sich geschehen) im Albert Bonnier Vorlag. In dem Roman verliebt sich eine Lehrerin in ihre Schülerin. Das Buch erregt große Aufmerksamkeit und wurde in Schweden zur Pflichtlektüre für Lehramtsstudenten.

Lundbergs zweiter Roman Färdas på en blick (Fahrt auf einen Blick, 2001) spielt in Wien und handelt von Begierde, Zweifeln und weiblicher Sexualität.

2003 erscheint Allt jag vill ha (Alles, was ich haben will). Hier wird voller Tragikomik davon erzählt, wofür man Väter braucht. Der Roman spielt in Irland.

2004 zieht Lundberg für die Recherchen zu ihrem nächsten Roman nach Berlin. Skynda, kom och se (Sternstunde, 2006) handelt von der Atmosphäre, den Ideologien und Utopien in den dreißiger Jahren. Eine Gruppe kleinwüchsiger Zirkusartisten zieht von New York nach Berlin und schließlich weiter nach Stockholm. Ein Roman über Ausgrenzung, Freundschaft, Würde und die Sehnsucht nach Anerkennung und Normalität. Mit diesem Roman gelingt Lundberg der Durchbruch, sie erhält für ihn das Albert Bonnier Stipendium. Skynda, kom och se wird von der schwedischen Kritik gefeiert und in mehrere Sprachen übersetzt. 2016 erscheint die deutsche Übersetzung bei Hoffmann und Campe.

Lotta Lundberg ist in Berlin geblieben. Sie ist nicht nur als Romanautorin tätig, sondern arbeitet außerdem als Journalistin und Literaturkritikerin. Für das Feuilleton mehrerer großer schwedischer Tageszeitungen berichtet sie über Deutschland und schreibt regelmäßig eine Kolumne für Svenska Dagbladet.

2007 gibt sie die Anthologie Tyskland berättar – den mindre halvan av världen (Deutschland erzählt – die kleinere Hälfte der Welt) heraus. Außerdem schreibt sie das Nachwort zu der schwedischen Neuübersetzung von Christopher Isherwoods Roman Leb wohl, Berlin.

2011 erscheint die Essaysammlung Visklek (Stille Post), eine philosophische Betrachtung über die Bedeutung des Schreibens und Lesens.

Nach zwei Monaten in der Südsee schreibt Lundberg den Roman Ön (Die Insel, 2012). In fiktionalisierter Form wird hier die Tragödie der Pitcairn Islands erzählt. Die Insel der Meuterer der Bounty wurde in den neunziger Jahren von einem Skandal um sexuelle Übergriffe erschüttert. Wem gehört das Paradies? Wann ist Sexualität übergriffig? Ön wurde für den renommierten Literaturpreis des Schwedischen Rundfunks nominiert. Eine Verfilmung ist geplant.

2014 erscheint der Roman Timme Noll (Zur Stunde Null). Dort webt Lundberg drei starke Frauenportraits im 20. Jahrhundert zusammen. Hedwig kämpft mit ihrer Schuld, Ingrid kämpft mit ihrem Zweifel und Isa mit ihrer Wut. Das Buch ist der Journalistin Cordelia Edvardson gewidmet. Im Hintergrund steht das Schicksal der katholischen Schriftstellerin Elisabeth Langgässer, die im Dritten Reich ihre Tochter nicht vor der Deportation nach Auschwitz bewahren konnte. Der Roman wird in mehrere Sprachen übersetzt, auf Deutsch erscheint er 2015 bei Hoffman und Campe. Für Zur Stunde Null erhielt Lotta Lundberg den Romanpreis des Schwedischen Rundfunks und den Samfundets De Nios Weihnachtspreis.

Im Jahr danach wird Lotta Lundberg das lebenslange Schwedische Schriftstellerstipendium zugesprochen.

2015 erscheint im Liber Verlag die Kurzgeschichte Adams äpple (Der Apfel Adams).

2019 erscheint der Roman Den första kvinnan (Die erste Frau). Das Buch thematisiert die Biographie der schwedischen Sängerin Zahra Leander. Der Roman spielt in einer nahen Zukunft, in der Europa zusammengebrochen ist. Lundbergs Sara Lander verkauft ihre Seele und arbeitet für die staatlichen russischen Medien. Wie weit darf man ein Land kritisieren, ohne zur Landesverräterin zu werden?

2020 wird Lotta Lundberg das Ida Bäckman-Stipendium der Schwedischen Akademie zur Erinnerung an Gustaf Fröding und Selma Lagerlöf verliehen.

Preise

2007 Bonnier Stipendium
2013 Natur och Kulturs Schriftstellerstipendium
2014 Samfundet de Nios Weihnachtspreis
2014 Romanpreis des Schwedischen Rundfunks
2015 Schwedisches Schriftstellerstipendium
2020 Ida Bäckmans Stipendium der Schwedischen Akademie.

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